Zu Storytelling, Geschichten Erzählern und die Macht des Films
Film GedankenGeschichten erzählen oder Storytelling?
Ist das nicht das Gleiche?
Schließlich bedeutet Storytelling doch nichts anderes als
„Geschichten erzählen“, oder?
Ja und nein!
„Ja“, weil Storytelling nichts anderes bedeutet als Geschichten zu erzählen.
Und „Nein“, weil Storytelling, wie es heute oft verstanden wird, nur ein Teilgebiet der Kunst des „Geschichten Erzählens“ ist.
"Storytelling" ist eine standardisierte Methode, um Wissen in Metaphern besser vermittelt werden kann, als in einem Vortrag.
Im Gegensatz dazu ist die Kunst Geschichten zu erzählen so alt wie die Menschheit selbst. Doch auch mit dieser Kunst haben erfahrene und begabte Erzähler das Wissen und die Erfahrung früherer Generationen an die nächste weiter gegeben.
Aber, fragen Sie sich jetzt, das ist doch genau das, was die Methode „Storytelling“ macht, oder?
Ja und Nein, denn meiner Meinung nach kommt es nicht einfach auf die Anwendung einer Methode an, sondern wie und mit welchen Fähigkeiten und Mitteln die Methode angewendet wird.
An einem kleinen Beispiel aus der Musik wird uns das sehr viel einleuchtender werden: Es gibt Menschen, die können das Musikstück „Für Elise“ von Beethoven auf dem Klavier klimpern, so wie ich :) und andere interpretieren es in Vollendung. Mein Klimpern nervt viele Menschen sicher sehr bald, doch wenn Menschen wie Rachmaninow, Lang Lang oder Yiruma dieses Stück interpretierten, dann tauchen wir ein in eine andere Welt.
Und genau das schafft auch ein guter Geschichtenerzähler!
Er ist fähig, die Kunst des Geschichtenerzählens so einzusetzen, dass die Geschichte beim Zuhörer lebendig wird und der Zuhörer in einen entspannten Trancezustand kommt, in dem er die Inhalte noch tiefer aufnehmen kann.
Filmemacher sind moderne Geschichtenerzähler, aber mit einer besonderen Verantwortung!
Ihre Techniken und Methoden sind sogar noch vielfältiger, aber auch gefährlicher. Doch wenn sie gut kombiniert und verantwortungsvoll eingesetzt werden, dann versinken wir wohlig unterhalten im Kinosessel und vergessen die Welt.
Film hat ein großes Potential, Wissen, Erfahrungen und Emotionen bestens zu vermitteln. Im Kinosessel, wenn der Kopf leicht zurückgelegt ist und die Augen leicht angehoben auf die flackernde Leinwand sehen, dann werden durch den dadurch hervorgerufenen, leicht hypnotischen Zustand die Filter des Gehirns zum Teil ausgetrickst. Das ist auch der Grund, warum Film als manipulatives Medium bezeichnet wird und warum man verantwortungsvoll als Filmemacher damit umgehen muss!
Leni Riefenstahl, die Regisseurin Hitlers, ging nicht verantwortungsbewusst mit dem Medium Film um, sie nutzte sogar seine manipulativen Eigenschaften, wie kein anderer Filmemacher vor und nach ihr, zur Förderung des Nationalsozialismus.
Frau Riefenstahl war eine handwerklich sehr gute Filmemacherin, keine Frage, weswegen ihre Filme noch heute in Regieseminaren verwendet werden, um Techniken, Methoden und Wirkung von Filmen zu erklären.
Doch ist und bleibt Sie sicher eine der umstrittensten Persönlichkeiten der Filmgeschichte. Auch hat Sie nie eingesehen, dass Sie mit ihrer Arbeit auf der falschen Seite stand und damit eine große Mitschuld am Tod und Leid unzähliger Menschen trug.
Noch heute haben ihre Filme eine faszinierende und hochgradig manipulative Wirkung, selbst auf moderne Menschen. Ihre Filme sind und bleiben ein warnendes Beispiel für jeden Regisseur, die Macht des Filmes verantwortungsvoll zu nutzen!
Doch hat Film immer diese Macht?